auch:
Angelus Silesius Hier ist ein ew’ge
Nacht: man weiß von keinem Lachen
1624 – 1677 Ein
Jammer, Ach und Weh, ach ewig sein verlorn!
Wird
immer fort geschrien, und wärn wir nie geborn!
Beineben
hört man nichts als Donnern, Hageln, Krachen.
Man
sieht den Basilisk mit Kröten, Schlangen, Drachen
Und
tausend Ungeheuer: Man ist für Kält erfrorn,
Und
schmelzt für großer Glut: man schillt sich Narrn und Torn
Und
kommt doch nimmermehr aus diesem Teufelsrachen.
Man
stirbt und stirbt doch nie, man liegt im ew’gen Tod
Man
wütet, tobt und zörnt, man flucht und lästert Gott.
Man
beißt und hadert sich, man lebt wie Hund’ und Katzen,
Man
muß sich ewiglich mit allen Teufeln kratzen.
Man frisset
Hüttenrauch, Pech, Schwefel, Teufelsmist.
Ach
Sünder, tu doch buß, eh du darinnen bist!
auch:
Angelus Silesius Ich war deß
Teufels Sclav, und gieng in seinen Banden:
1624 – 1677 Ich
war mit Sünden-Wust verstellt und bluttig roth:
In Wollust weltzt’ ich mich
wie eine Sau im Koth:
Ich stank für Eitelkeit die
häuffig war vorhanden:
Ich war dem Abgrund nah, und
fieng schon anzustranden:
Ich lebte wie ein Vieh, und
fragte nicht nach Gott,
Ich war ein SchattenMensch,
und noch lebendig Todt.
Nu bin ich widerumb in Christo
auferstanden,
Und lebendig gemacht: die
Ketten sind entzwey,
Der Teufel ist verjagt, und
ich bin loß und frey.
Ich suche Gott allein mit
eifrigem Gemütte,
Und gebe mich Jhm auf. Was Er
mir jmmer thut
In Zeit und Ewigkeit, daß
sprech’ ich alles gut.
Ach daß Er mich doch nur für
mehrerm fall behütte!
auch:
Angelus Silesius Fragst
du, wie Gott, das Wort, in einer Seele wohne?
1624 – 1677 So
wisse: wie das Licht der Sonne in der Welt,
Und
wie ein Bräutigam sich in seiner Kammer hält,
Und wie ein König sitzt in
seinem Reich und Throne,
Ein Lehrer in der Schul, ein
Vater bei den Sohne,
Und wie ein teurer Schatz in
einem Ackerfeld,
Und wie ein lieber Gast in
einem schönen Zelt,
Und wie ein Kleinod ist in
einer güldnen Krone.
Wie eine Lilie in einem
Blumental,
Und wie ein Saitenspiel bei
einem Abendmahl,
Und wie ein Zimmetöl in einer
Lamp entzunden,
Und wie das Himmelsbrot in
einem reinen Schrein,
Und wie ein Gartenbrunn, und
wie ein kühler wein.
Sag, ob er anderswo so schöne
wird gefunden?
Johann Scheffler
auch:
1624 – 1677
Hier ist es immer Tag, hier
scheint die Ewge Sonne,
Hier weiss man nichts von Weh,
von Kummer Angst und Leid:
Man lebt in gantzer Lust und
gantzer Seeligkeit.
Man siht und höret nichts als
lauter Frewd und Wonne.
Man trinkt sich satt und Voll
beym süssen Jesus-Bronne.
Man sitzt in stoltzer Ruh, man
dänkt an keine Zeit,
Man leget niemals ab das Kleid
der Herrlichkeit.
Hier rauschet wie ein Strom
was vor nur tropfweis ronne.
Hier schaut man Gottesglantz
und süsses Angesicht,
Hier wird man überformt mit
seiner Gottheit Licht.
Hier senkt man sich in Ihn,
und giebt jhm tausend küsse.
Man liebt und wird geliebt, man
schmekt jhn wie er ist.
Man singt sein Lob und alls
worzu man ist erkiest.
Ach Jesu hilff mir doch damit
auch ichs geniesse.